MARIA KRULL
Anfang des 20. Jahrhunderts verließ Marias Vater, der Tischler Johann Garber, mit seiner Frau Franziska Schenkenfelden (in Österreich), und ließ sich in Hamburg-Altona nieder, wo Maria Garber am 8. März 1909 geboren wurde. Sie hatte sechs Geschwister.
Von der Schneiderlehre zur Bildhauerei
Ihre dreijährige Lehre an der Fachschule für Mode im Donnerschloss, welches sich in einem Park in der Nähe des Elbufers befand, war für Maria Krull eine glückliche Zeit.
Umso enttäuschender war das folgende einjährige Praktikum in der Schneiderwerkstatt. Ein Jahr später jedoch, steht in ihren tagebuchartigen Notizen “ich beschloss zu zeigen, was ich konnte. Ich mietete mir ein Atelier, machte ein Schild an die Tür: Anfertigung von Damenmoden und wartete auf die ersten Damen.” Sie war erfolgreich und hat sich schnell vergrößert. “Und dann kam der entscheidende Tag. Ich hatte Öfen reparieren lassen und die Handwerker hatten ein Stück Ton, groß wie eine Männerfaust, zurückgelassen. Diesen Ton nahm ich in die Hand und spielerisch gestaltete ich eine Figur. Ich war überrascht, so einfach war das also! Ich besorgte mir mehr Ton und abends spielte ich weiter. In kurzer Zeit hatte ich mein Atelier mit Figuren und Köpfen dekoriert. Meine Kunden fanden das sehr interessant und sagten, das wäre doch sehr gut und gaben mir Adressen von Künstlern, die das doch beurteilen könnten. Davon wollte ich nichts wissen. Doch eines Tages machte ich mich auf den Weg zur Hochschule für bildende Künste. Meine Arbeiten hatte ich bei mir. Es traf sich günstig, dass an dem Nachmittag die Professoren sich zusammengefunden hatten, um die Arbeiten der neu eingeschriebenen Studenten zu prüfen. Meine Arbeiten wurden positiv beurteilt und man schob mir sogleich ein Formular zu, das ich zu unterschreiben hatte. Ich tat es auch mit den Worten: aber es ist gänzlich unverbindlich nicht wahr? Und so begann der neue schwere Weg.”
Das war 1930, sie war 21 Jahre alt.
Die Ausbildungsjahre
1930-1933 Hochschule für bildende Künste, Hamburg bei Prof. Michael Johannes Bossard, Bildhauer
1945-1949 Landeskunstschule Hamburg bei Prof. Edwin Scharff , Bildhauer
Erfolgreiche Bildhauerinnen und Bildhauer die zur selben Zeit bei Edwin Scharff studiert haben wie Maria Krull:
Hans Adolf Pierre Schumann , Fritz Fleer , Gerda Sautter De Hotzen , Wolfgang Kreutter , Jörn Pfab , Maria Pirwitz
Weitere erfolgreiche Schüler von Edwin Scharff:
Hermann Blumenthal, Hans Mettel, Dorothea Buck, Barbara Haeger, Karl Heinz Engelin, Heide Dobberkau, Klaus-Jügen Luckey, Manfred Sihle-Wissel
Dr Rudolf Krulls Unterstützung und seine wichtige Rolle
Rudolf Krull und Maria kannten sich schon seit einigen Jahren als sie schlieẞlich im Herbst 1944 heirateten. Rudolf Krull hat es seiner Gattin ermöglicht während schwerer Zeiten ihre Kunstausbildung und Tätigkeit fortzusetzen.
Maria Krull als Malerin
1961 stand sie eines nachts auf und fing an zu malen. Sie hat hauptsächlich Ölgemälde gemalt. Obwohl diese meistens ohne Datum und Titel sind, sind sowohl die künstlerische Entwicklung als auch die verschiedenen Perioden deutlich erkennbar. Es erscheinen folgende Themen: Häuser, Landschaften, Straßen, astrale Motive, Akte, Portraits, religiöse Darstellungen, geometrische und abstrakte Motive. Ein Kunstexperte hat einmal in Bezug auf Maria Krulls Stil von «Geistigem Expressionismus» gesprochen. Die Eröffnungsrede von Herrn Prof. Buchrucker zur Ausstellung «Maria Krull» in der Galerie Palette, Wuppertal, ermöglicht einen Blick auf die Malerin und ihr Werk.
Eröffnungsrede von Herrn Dr. Buchrucker zur Ausstellung «Maria Krull» in der Galerie Palette, Röderhaus, Wuppertal 30 März 1967
Casal Dell’Arte, Ladispoli
1961, nach dem Tod ihres Gatten, unternahm Maria Krull eine Reise nach Italien. Nach einem Aufenthalt in Rom zog es sie nach Cerveteri, eine kleine Etruskerstadt, 35 km nördlich von Rom. Hier war sie von der etruskischen Welt fasziniert und künstlerisch inspiriert. Sie entschied sich zu bleiben und kaufte, nicht weit davon entfernt, in Ladispoli, ein altes Landhaus mit Grundstück an der Küste, 35km westlich von Rom. Ladispoli war zurzeit, ein »ländlicher» Badeort mit schwarzem vulkanischem Sandstrand von einer wohltuenden Kraft gegen Rheuma.
Das Haus wurde renoviert, das Grundstück in einen großen ummauerten, mit Steinfliesen ausgelegten und bepflanzten Garten umgewandelt und der Viehstall wurde zum Atelier der Künstlerin.
So entstand das Projekt «Casal Dell’Arte» eine Kunststätte wo sich örtliche so wie auch internationale Künstler treffen konnten und wo Ausstellungen stattfinden sollten. Für diese Initiative erwarb Maria Krull im Juni 1969 das «Diplome de GRAND PRIX au Mérite», vom Europäischem Zentrum für die Verbreitung der Kultur Brüssel. Das Projekt wurde anfangs in Zusammenarbeit mit dem Mediziner und Bildhauer Karl-Ludwig Worch, ihrem neuen Lebensgefährten, geleitet. Diese Partnerschaft war, jedoch von kurzer Dauer.
Bis Ende ihres Lebens verbrachte Maria Krull die Sommermonate in Ladispoli und die Wintermonate in Hamburg, wo sie am 5. März 1979 kurz vor ihrem 70. Geburtstag starb.
Künstlerischer Nachlass
Heute sind noch 150 Gemälde und einige Plastiken vorhanden. Es war der Wunsch Maria Krulls ihr Werk beisammen in einer Hand bis zur künstlerischen Auswertung zu bewahren, was bis heute gelungen ist. Vielen Dank im vorraus für Interesse, Ideen, Anregungen, Möglichkeiten, Vorschläge, Fragen.
Vielleicht gibt es eine Stiftung oder andere Struktur, der man Maria Krulls Werk oder einen Teil davon anvertrauen könnte um es auszustellen und aufzubewahren.